Mittwoch, 22. Dezember 2021

Live To Love - ein Herz für Obdachlose

Der letzte Sonntag vor Heiligabend wird von uns traditionell Menschen gewidmet, die auf der Straße leben.
Uns ist oft gar nicht klar, wie schnell Leute in der Obdachlosigkeit landen können.
 
Nahezu alle erleben regelmäßig eine scharfe gesellschaftliche Ausgrenzung in unserer Kultur. Unsere Gegenwart ist geprägt von so vielen besorgniserregenden Geschehnissen. Die Pandemie und die sehr ernstzunehmenden Folgen des Klimawandels beherrschen die ganze Welt. 
 
Mehr denn je kommt es darauf an - und zwar in allen sozialen Schichten - das zwischenmenschliche Klima zu pflegen, Gespräche zu suchen um Verständnis zu entwickeln. Denn erst durch Verständnis sind wir in der Lage Mitgefühl zu erlangen.
 
Dieses schenkt tatsächlich enorme Kraft um etwas Gutes zu tun. Diesmal schwärmte das Live To Love-Team gleichzeitig in drei Städten Deutschlands aus: In Hamburg, Münster und Osnabrück.
 
Um die Abstands- und Sicherheitregeln leichter zu organisieren, haben wir die jeweiligen Gruppen klein und überschaubar gehalten.
 
Liebe ist „durch dick und dünn gehen“: Wir sind einem Pärchen begegnet, das die „Hinz&Kunzt“-Zeitung für Obdachlose in Hamburg verkauft und uns die Geschichte ihrer Beziehung erzählte.  Alles begann vor 25 Jahren mit einer Tüte Pommes Frites, welche die Mutter der Frau beim Einkaufsbummel gekauft und sogleich einem obdachlosen Mann geschenkt hatte. Die Tochter konnte diesen Mann nicht vergessen und wünschte sich sehnlichst ihn wiederzutreffen. Nach einigen Jahren begegneten sie sich und sind seitdem bereits 15 Jahre zusammen. Das Versprechen, immer zusammenzuhalten, schenkt ihnen die Kraft alle Probleme zu meistern. Auf ihrem Wunschzettel steht in diesem Jahr eine große Wohnung zu finden, in der sie gemeinsam mit den Kindern leben können. 
 
Ein Mitglied aus dem Live To Love-Team, wollte sogleich von einem Obdachlosen erfahren, wie es geschehen konnte, dass er auf der Straße gelandet war. Ihr Mitgefühl, ihre Natürlichkeit und Vorurteilslosigkeit bewegten den Mann und er fing an zu erzählen: von den Jahren im Gefängnis, in dem er leben musste, weil er jemandem sehr weh getan habe. Seine Offenheit und die aufrichtig tiefe Reue beeindruckten alle sehr.
 
Einem Mann wurde gekündigt. Während der Pandemie fand er keinen neuen Arbeitsplatz, er konnte keine Wohnung mehr bezahlen und lebt erst seit kurzer Zeit auf der Straße. Sein Resümee: „Es geht schneller als man denkt - ich schaue jetzt aus anderen Augen auf alle Obdachlosen." 
 
Ein anderer hat seinen Job wegen seiner Drogensucht verloren. Er schäme sich dafür, wie er sagt - und kämpft jetzt dafür eine neue Existenz aufzubauen. Wir denken an den verwirrten Mann mit seinem Rollator, der ohne Strümpfe in einer Einkaufspassage unterwegs war und an den Mann auf der Bank an einer Bushaltestelle - seine Füße eingehüllt in Plastiktüten als Kälteschutz.
 
Er ruhte sich eine kleine Weile aus, war mit dem Fahrrad unterwegs. Von Dortmund soll seine Reise bis an die Nordsee führen. Dort möchte er Weihnachten verbringen. Weihnachten - das Fest der Liebe ist für viele Menschen auf der Straße ohne Familie eine große Herausforderung. 
 
„Die Einsamkeit fühlt sich in dieser Zeit doppelt so schwer an, wie in anderen Monaten“, verriet uns ein älterer Mann. 
 
Wir wünschen allen Obdachlosen - wo immer sie auch Heiligabend verbringen - freundliche Menschen um sie herum, ein Dach über dem Kopf und Gesundheit - mögen alle Wünsche für einen Neuanfang in Erfüllung gehen! 
 
Mögen alle ihr individuelles Leid überwinden und Glück erfahren.
Euer Live To Love Team
 

 

 

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