Der letzte
Sonntag vor Heiligabend wird von uns traditionell Menschen gewidmet, die auf
der Straße leben.
Uns ist oft gar nicht klar, wie schnell Leute in der
Obdachlosigkeit landen können.
Nahezu alle erleben regelmäßig eine scharfe
gesellschaftliche Ausgrenzung in unserer Kultur. Unsere Gegenwart ist geprägt
von so vielen besorgniserregenden Geschehnissen. Die Pandemie und die sehr
ernstzunehmenden Folgen des Klimawandels beherrschen die ganze Welt.
Mehr denn
je kommt es darauf an - und zwar in allen sozialen Schichten - das
zwischenmenschliche Klima zu pflegen, Gespräche zu suchen um Verständnis zu
entwickeln. Denn erst durch Verständnis sind wir in der Lage Mitgefühl zu
erlangen.
Dieses schenkt tatsächlich enorme Kraft um etwas Gutes zu tun. Diesmal
schwärmte das Live To Love-Team gleichzeitig in drei Städten Deutschlands aus:
In Hamburg, Münster und Osnabrück.
Um die Abstands- und Sicherheitregeln
leichter zu organisieren, haben wir die jeweiligen Gruppen klein und überschaubar
gehalten.
Liebe ist „durch dick und dünn gehen“: Wir sind einem Pärchen
begegnet, das die „Hinz&Kunzt“-Zeitung für Obdachlose in Hamburg verkauft
und uns die Geschichte ihrer Beziehung erzählte. Alles begann vor 25 Jahren mit einer Tüte
Pommes Frites, welche die Mutter der Frau beim Einkaufsbummel gekauft und
sogleich einem obdachlosen Mann geschenkt hatte. Die Tochter konnte diesen Mann
nicht vergessen und wünschte sich sehnlichst ihn wiederzutreffen. Nach einigen
Jahren begegneten sie sich und sind seitdem bereits 15 Jahre zusammen. Das
Versprechen, immer zusammenzuhalten, schenkt ihnen die Kraft alle Probleme zu
meistern. Auf ihrem Wunschzettel steht in diesem Jahr eine große Wohnung zu
finden, in der sie gemeinsam mit den Kindern leben können.
Ein Mitglied aus dem
Live To Love-Team, wollte sogleich von einem Obdachlosen erfahren, wie es
geschehen konnte, dass er auf der Straße gelandet war. Ihr
Mitgefühl, ihre Natürlichkeit und Vorurteilslosigkeit bewegten den Mann und er
fing an zu erzählen: von den Jahren im Gefängnis, in dem er leben musste, weil
er jemandem sehr weh getan habe. Seine Offenheit und die aufrichtig tiefe Reue
beeindruckten alle sehr.
Einem Mann wurde gekündigt. Während der Pandemie fand
er keinen neuen Arbeitsplatz, er konnte keine Wohnung mehr bezahlen und lebt
erst seit kurzer Zeit auf der Straße. Sein Resümee: „Es geht schneller als man
denkt - ich schaue jetzt aus anderen Augen auf alle Obdachlosen."
Ein
anderer hat seinen Job wegen seiner Drogensucht verloren. Er schäme sich dafür,
wie er sagt - und kämpft jetzt dafür eine neue Existenz aufzubauen. Wir denken
an den verwirrten Mann mit seinem Rollator, der ohne Strümpfe in einer
Einkaufspassage unterwegs war und an den Mann auf der Bank an einer
Bushaltestelle - seine Füße eingehüllt in Plastiktüten als Kälteschutz.
Er
ruhte sich eine kleine Weile aus, war mit dem Fahrrad unterwegs. Von Dortmund
soll seine Reise bis an die Nordsee führen. Dort möchte er Weihnachten
verbringen. Weihnachten - das Fest der Liebe ist für viele Menschen auf der
Straße ohne Familie eine große Herausforderung.
„Die Einsamkeit fühlt sich in
dieser Zeit doppelt so schwer an, wie in anderen Monaten“, verriet uns ein
älterer Mann.
Wir wünschen allen Obdachlosen - wo immer sie auch Heiligabend
verbringen - freundliche Menschen um sie herum, ein Dach über dem Kopf und
Gesundheit - mögen alle Wünsche für einen Neuanfang in Erfüllung gehen!
Mögen
alle ihr individuelles Leid überwinden und Glück erfahren.
Euer Live To Love
Team
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